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Start mit verhaltenem Optimismus

Verhalten optimistisch starten die Unternehmen im Mittleren Ruhrgebiet, im Kreis Recklinghausen und in Westfalen in das neue Jahr. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunktur-Umfrage der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen in Bochum. Rund 420 Unternehmen sind befragt worden, welche Geschäfte, Aufträge, Erträge und Umsätze sie erwarten.

Die Resultate sind differenziert zu betrachten: Obwohl zwischen zwei Dritteln und drei Vierteln der Befragten bei den wichtigsten Konjunktur-Parametern Positivmeldungen abgaben, haben sich nahezu alle Werte im Vorjahresvergleich zum Teil deutlich verschlechtert. „Der seit 2016 anhaltende wirtschaftliche Aufschwung in der Region könnte ins Stocken geraten“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, mit Blick auf die zurückgemeldeten Daten. 73 % erwarten gute bzw. befriedigende Geschäfte. Das ist im Vorjahresvergleich (83 % Positivmeldungen) ein Rückgang um 12 %. Deutlicher gehen im Vorjahresvergleich die Prognosen für Inlands (-14 %) und Auslandsaufträge (-23 %), Umsätze (-13 %) und Auslandsinvestitionen (-26 %) zurück. Auch die Ertragsprognosen sind im Vorjahresvergleich rückläufig (-12 %).

Zwar liegen alle aktuellen Prognosewerte – mit Ausnahme derjenigen für das Auslandsgeschäft – noch deutlich im Bereich der „Normalkonjunktur“. Die Hochphase der Konjunktur scheint jedoch erst einmal vorüber zu sein“, beurteilt Erlhöfer die Aussichten. Mit Sorge betrachtet dieser vor allem das lahmende Auslandsgeschäft. „Es wundert nicht, dass die Unternehmen angesichts drohender Handelskonflikte, dem bevorstehenden Brexit und fortdauernder Schuldenkrisen in einigen Ländern nur gedämpft optimistisch sein können“, ist seine Bewertung.

Deutlich erfreuliche Prognosen gibt es über den Ruhr-Arbeitsmarkt zu vermelden: über 85 % bzw. über 90 % Positivmeldungen bei Beschäftigungs- und Ausbildungsprognosen sind hervorragende Werte. Kleiner Wermutstropfen ist auch hier die Tatsache, dass die Salden, also die Differenz zwischen Zunahme und Abnahme, sich im Vorjahresvergleich jeweils verkleinert haben. „Solange bei beiden Parametern nach wie vor Plus-Salden rückgemeldet werden, kann man getrost von einer Fortsetzung der derzeit guten Lage sprechen, auch wenn der Höhepunkt der Dynamik hier ebenfalls überschritten zu sein scheint“, stellt Erlhöfer fest, der zugleich davor warnt, die Konjunktur in der Region voreilig schlecht zu reden. „Wir erwarten in 2019 zwar eine Aufschwung-Pause. Der Rückfall in eine ‚Normalkonjunktur’ bedeutet aber alles andere als Krise. Trotzdem zeigen die Ergebnisse, dass die Unternehmen feine Antennen für die Weltlage haben und dass wir uns in Deutschland und in der Region nicht vom allgemein nachlassenden Dynamiktrend abkoppeln können.“

An die Bundesregierung appelliert Erlhöfer angesichts dieser Prognosen deutlich, die bisherige kostenträchtige Umverteilungspolitik unverzüglich zu stoppen. „Viele Kostenüberwälzungen auf die Unternehmen und steigende Bürokratisierungslasten sind in Zeiten der Hochkonjunktur mindestens lästig und wettbewerbsbeeinträchtigend. Bei nachlassender Konjunktur erweisen sie sich jedoch schnell als Beschleuniger von Standortnachteilen gegenüber dem internationalen Wettbewerb und damit als Katalysator für weiter nachlassende Geschäfte“, mahnt Erlhöfer abschließend.